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Montag, 31. März 2014

Fürbitten Krankheit und Sünde Joh.5.1

1.4.2014 Joh.5.1 Heilung beim Schaftor

An sich zeigt der Evangeliumstext am Dienstag in der 4.Fastenwoche, wie sich die Situation um Jesus zuspitzt. Auf der einen Seite heilt er – wieder einmal an einem Sabbath – auf der anderen Seite bringt er genau damit die gesetzestreue Priesterklasse in Rage. Im Mittelpunkt des Textes steht aber ein kranker Mensch – ein Mensch, seit 38 Jahren krank, (so genau wird das berichtet) ein Mensch, der von sich sagt: „Ich habe ja niemand der mir hilft“ Was aber noch auffällt: Jesus bringt plötzlich die Krankheit des Mannes mit Sünde in Zusammenhang. "Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt", sagt Jesus. Erst kurz zuvor, bei der Heilung des Blindgeborenen, hatte Jesus gesagt: "niemand hat Schuld an dieser Krankheit." Auch wir sind doch immer wieder mit Krankheit konfrontiert, mit Schmerz, mit Unglück – wie sollen wir damit im Sinne Jesu umgehen?
Bitten wir heute

dass wir niemals glauben, Gott würde uns für eine Sünde mit Krankheit strafen

dass wir Leid und Krankheit nicht für etwas halten, womit Gott „verherrlicht werden kann“

dass Schmerz nicht etwas ist, dass man Gott zuliebe ertragen muss

dass wir aber Krankheit annehmen können in dem festen Glauben, Gott wird uns nicht im Stich lassen

dass wir für uns selbst den Sinn in mancher Krankheit erkennen,wenn sie einen zwingt, den Lebensrhythmus zu ändern

dass wir Leid und Schmerz besser aushalten, wenn wir uns darin solidarisch mit anderen Menschen fühlen

dass wir aber auch um Hilfe bitten, wenn wir in einer schweren Situation sind

und bitten wir auch, dass „Gesundheit“ nicht das allerhöchste Gut ist und zum Fetisch wird -


Du guter Gott, je älter wird werden, umso mehr an Krankheit und Mühseligkeit werden wir spüren. Lass uns dankbar sein, für alle Hilfen, die wir in Anspruch nehmen können aber lass uns letztendlich unsere Einschränkungen annehmen. Sie sind Teil unseres Lebens, für das wir dich loben und preisen – so gut wir es können, mit Jesu Hilfe. Amen










so ist das Leben

"So ist das Leben und so muss man es nehmen, 
tapfer, unverzagt und lächelnd - trotz alledem."  
Rosa Luxemburg 

Rosa Luxemburg, 1871 -1919  Sozialistin, Marxistin, Pazifistin
für mich eine Ikone der internationalen Arbeiterbewegung
1919 gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Karl Liebknecht von einer rechten Bürgerwehr 
in Berlin ermordet

Fastentagebuch Tag 27


keine Angst, es kann auch falsch sein

Auch heute viel zu tun, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.“
Bert Brecht 

 
Den größten Fehler, den man im Leben machen kann,
ist, immer Angst zu haben,
einen Fehler zu machen.“ 
Dietrich Bonhoeffer 


"das Leben...scheitern, scheitern, immer perfekter scheitern" 
George Tabori
 

Fürbitten: ein neuer Himmel, eine neue Erde Jes.65.17

31.3.2014 Jes.65.1 seht ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde

es sind so wunderschöne Frühlingstage, wie dankbar genießt man sie – und doch darf man
nicht viel weiter schauen. – rundherum sieht die Welt trist aus. Von den persönlichen Katastrophen bis zur internationalen Krise. In der Lesung läßt heute der Prophet Jesaia 
Jahwe persönlich sprechen: „Seht, ich schaffe einen neuen Himmel eine neuen Erde. - ihr sollt euch ohne Ende freuen und jubeln“. Du guter Gott - Wie soll das gelingen!
Wir legen nur die Meldungen der letzten Stunden in deine Hand. Nur hilflos können wir „um diesen neuen Himmel und eine neue Erde“ bitten:

Da ist der 12 jährige Schulbub, der bei einem sinnlosen Busunglück ums Leben gekommen ist
erbarme dich

da sind die hunderten Eltern, Freunde, Kinder all der Menschen, die im malayischen 
Unglücksflieger saßen,
erbarme dich

da sind die Ruinen der syrischen Städte und Dörfer, die traumatisierten Kinder, die unvorstellbare Grausamkeit der Kämpfe
erbarme dich

in Nigeria und Zentralafrika schlachten einander Menschen ab, einmal sind es radikale Muslime die christliche Schulkinder niedermetzeln,, dann sind es wieder Christen, die Hatz auf Muslime machen
erbarme dich

der UNO Weltklimarat warnt heute in seinem jüngsten Bericht vor der Zunahme von Bürgerkriegen, Hungersnöten und Überschwemmungskatastrophen – wenn es uns nicht gelingt die Treibhausgasemissionen einzudämmen Auch Europa wird davon künftig betroffen sein.
erbarme dich

Unruhe auch in Österreich. Die Menschen fühlen sich betrogen. Im Hypo Skandal profitieren die Reichen – viele Junge sehen keine Perspektive am Arbeitsmarkt 
erbarme dich

und wir selbst? Welche eigene private Sorgen wollen wir dir in die Hand legen? Kurze Stille
Gott erbarme dich

So bringen wir dir heute unsere Ratlosigkeit, unsere Hilflosigkeit und doch auch unsere ungebrochene Hoffnung: Ja wir wollen glauben dürfen, an einen neuen Himmel und eine neue Erde. Mit Jesus wollen wir diesen Weg gehen, auch wenn wir das Kreuz sehen. Amen

Sonntag, 30. März 2014

wer ist schuld? Teil 2, denn alles ist nicht ganz so einfach

WER IST SCHULD ?

ja ich habe mich ein bißchen um ein Problem herumgeschwindelt.
Die Evangeliumsstelle heute Joh.9.1. Jesus heilt den Blindgeborenen
Es gibt Geschichten im Evangelium, von denen könnte ich mir vorstellen, dass es sich genau SO zugetragen hat. Jesus kommt auf seiner Wanderung mit den Jüngern an einem Blinden vorbei.
Der hat vielleicht irgendwo am Weg gebettelt - und was passiert: Den Jüngern fällt nichts Besseres ein, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer schuld daran ist, dass dieser Mann blind ist 
Hat er selbst gesündigt oder hatten seine Eltern gesündigt – Krankheit wird sofort mit etwas Sündigem in Verbindung gebracht. Gott hat GESTRAFT, dafür muss es ja einen Grund geben.
Die Jünger scheinen eigentlich kein Mitleid für den Blinden zu empfinden, da zerbrechen sie sich weniger den Kopf, nur die Neugierde: WER ist Schuld daran. 

Nun, Jesus geht auf diese Frage schon kurz und deutlich ein. "Nein, weder der junge Mann noch seine Eltern haben gesündigt".Aber dann sagt Jesus etwas - oder es werden ihm diese Worte in den Mund gelegt - womit ich mir mehr als schwer tue. Jesus sagt: da ist keine Sünde im Spiel,aber an der Blindheit des Mannes sollen Gottes Werke offenbar werden. 
Das heißt: Jesus heilt ihn, ein Wunder geschieht, mit einer Paste aus Erde streicht er dem Blinden über die Augen und – und halleluja- nun kann der Mann wieder sehen und Gott kann gepriesen und gelobt werden.  EINER, EINER, EINER ist geheilt
Menschen kommen aus Lourdes geheilt zurück - Menschen überstehen eine schwere Krankheit - Menschen überleben eine Katastrophe - immer können wir Gott dafür danken.
ABER ......was ist mit den schon damals tausenden anderen behinderten und blinden Menschen in Samarien und Jüdäa. Was mit dem täglichen Leid und Elend in der Welt?
Wo wirkt Gott da? Und warum wirkt Gott bei dem Einen und nicht bei dem Anderen?

Es gibt natürlich auch die theologische Interpretation die sagt:  
nicht WARUM fragen - Warum ist dieses oder jenes passiert, 
sondern fragen: WOZU, WOZU war dieses oder jenes gut.
"Um Gott zu verherrlichen?"

Nein, ehrlich gesagt, so einfach finde ich darauf keine fromme Antwort.
Nein so weit bin ich noch nicht.






wer ist schuld?

Wer ist schuld?
manchmal scheint sich das ganze Leben auf diese Frage zuzuspitzen

wer ist schuld
das Baby schreit die ganze Nacht
wer ist schuld
weil es schon wieder Streit gibt
wer ist schuld
fragt die Lehrerin in der Schule
wer ist schuld
an dieser Flugzeugkatastrophe
wer ist schuld
weil keine Milch im Kühlschrank ist
wer ist schuld
wenn die U Bahn nicht kommt
wer ist schuld
wenn Kinder verhungern
wer ist schuld
wenn Menschen einander abschlachten
wer ist schuld
an der Hypo Pleite

wer ist schuld

wer ist schuld

wer ist schuld

wer ist schuld

wer ist schuld

wer ist schuld, fragen heute im Evangelium die Jünger Jesu, als sie an einem Mann vorbei kommen,
der schon blind geboren worden ist.
Wer ist schuld? Ist er selber schuld? Haben seine Eltern Schuld auf sich geladen.

Igendwer muss doch schuld sein????????????????????????????

Jesus geht auf die Schuldfrage nicht ein. 
Er tut, was er in diesem Augenblick selbst tun kann.
Er hilft ….

Nicht beim fragen stehen bleiben – tun, wenn ich etwas tun kann

mein Lieblingsengel

      ANGELUS NOVUS
  von Paul Klee

der deutsche Philosoph Walter Benjamin hat ihn so beschrieben:
"Ein Engel ..der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind weit aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Füße sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt nennen, ist dieser Sturm." 

in der Sprache der Lyrik und der Musik klingt es von Laurie Anderson so: 

"..History is a pile of debris
And the angel wants to go back and fix things
To repair the things that have been broken
But there is a storm blowing from Paradise
And the storm keeps blowing the angel backwards into the future
And this storm, this storm is called Progress"

        the storm keeps blowing the angel backwards into the future
        ich fühle es als meinen Weg

Fastentagebuch Tag 26


Geduld - mit all dem Ungelösten in meinem Herzen
"Habe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen und versuche, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forsche jetzt nicht nach Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben kannst und es handelt sich darum alles zu  leben. 
Lebe jetzt die Fragen - vielleicht lebst du dann allmählich ohne es zu merken in die Antwort hinein." 
Rainer Maria Rilke


Samstag, 29. März 2014

ja, auch das noch - Sommerzeit!


Fürbitten: wir alle:blind geboren Joh.9.1




Eigentlich sind wir alle „blind geboren“. Erst langsam öffnen sich unsere Augen für die Wirklichkeit und bis zu unserem Tod werden wir nicht alles „sehen“ wie es wirklich ist.
Jesus öffnet dem Blinden die Augen, heißt es heute im Evangelium. 
WOFÜR sollte er uns die Augen öffnen?

um eine Klar-Sichtbrille bitten wir, um einen Scheibenwischer vor der Seele - dass wir gut sehen können, dass wir das Einmalige an Menschen und Situationen wahrnehmen können

dass wir hinsehen können, nüchtern auf uns selbst. Auf das Gute und das weniger Gute. dass wir uns nichts vormachen, sondern die Wahrheit aushalten können

dass wir uns umsehen können, dass wir nicht auf uns selbst bezogen bleiben, dass wir
aufmerksam und mitfühlend sind und erkennen, wann wir gebraucht werden

dass wir einsehen können, wenn wir uns falsch verhalten haben,
dass wir einsehen können, wenn wir anderen etwas schuldig geblieben sind,

dass wir nachsehen können, immer dann wenn wir glauben, gekränkt worden zu sein.
dass wir nachsehen können, wenn Menschen um uns nicht perfekt funktionieren.
dass wir aber auch uns selbst Fehler und Versagen nachsehen können

dass wir auch aufsehen können, dann, wenn uns Ängste, und Sorgen uns niederdrücken
dass wir aufsehen können, wenn wir nicht mehr so recht weiterwissen,

lass uns aber auch um ein wiedersehen bitten, mit all den Menschen die uns fehlen.
mit Menschen, die gestorben sind aber auch mit solchen, die wir aus den Augen verloren haben, dass wir uns wieder um Kontakt und Nähe bemühen.


So bitten wir dich guter Gott, öffne uns Blindgeborenen die Augen, dass wir in Jesus das Licht der Welt erkennen und in Allem, was uns begegnet, dich aufleuchten sehen. Dann wird unsere Finsternis hell und wir loben dich und preisen dich.Amen










Fastentagebuch Tag 25


nicht huddeln - der Tag hat bis zum Abend Zeit

Marie Collins - vom kirchlichen Mißbauchsopfer zur Aufdeckerin

 

Die Irin Marie Collins,selbst mit 13 Jahren von einem Priester mißbraucht und jahrzehntelang darunter schwer leidend - soll mit sieben anderen Personen den Missbrauch in der katholischen Kirche  aufklären. Denn erst Anfang Februar hatte der UN-Ausschuss für die Rechte der Kinder dem Vatikan vorgeworfen, noch immer nicht genug getan zu haben, um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unterbinden.
Die Kirche müsse sich von Priestern trennen, die des Kindesmissbrauchs verdächtigt oder sogar überführt wurden. Diese sollten umgehend aus ihren Ämtern entfernt und den staatlichen Behörden überstellt werden. Die Experten werfen dem Vatikan außerdem vor, Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu verweigern. Damit stelle der Vatikan den Ruf der Kirche über das Kindeswohl.
Nun hat Papst Franzsiksus in der vergangenen Woche einen entsprechenden Untersuchungsausschuß eingesetzt. Eines der Mitglieder - Marie Collins, selbst ein Opfer

Dazu Martin Allioth im "Standard"(28.3.2014): 

Wenn das bloß eine Propagandaveranstaltung wäre, hätte es vernichtende Folgen für die Kirche", bemerkte Marie Collins nüchtern nach ihrer Ernennung vor einer Woche. Die 67-jährige Irin hatte soeben erfahren, dass sie eines von acht Mitgliedern des neuen "Päpstlichen Rates für den Schutz von Minderjährigen" werden sollte. "Es ist ihre letzte Chance, ehrlich zu sein", fügte sie mit Bezug auf die katholische Kirche hinzu.
Papst Franziskus wollte mit der Ernennung dieses Gremiums (vier der fünf Laien sind Frauen) den verspäteten Nachweis erbringen, dass er die Tragweite des klerikalen Kindsmissbrauchs in Nordamerika und Europa erfasst hat. In einem Interview mit dem Corriere della Sera hatte er unlängst - in eklatantem Widerspruch zu den Tatsachen - behauptet, die Kirche habe mit "Transparenz und Verantwortungsgefühl" auf die Flut von Missbrauchsfällen reagiert. Niemand habe mehr unternommen, meinte Franziskus.

Innerer Frieden

Marie Collins wird ihn daran erinnern können, dass die Kirche in Wahrheit alles unternahm, um Missbrauch zu vertuschen. Kein anderes Land weist, im Verhältnis zu seiner Größe, mehr Fälle von Missbrauch auf als Irland. Collins wurde 1960 als 13-Jährige in einem Krankenhaus von dem Priester Paul McGennis sexuell missbraucht. Sie litt anschließend jahrzehntelang unter schweren Depressionen und verbrachte viel Zeit in Krankenhäusern. Ihre späten Versuche, den Täter dingfest zu machen, wurden von der Kirche erstickt. Der damalige Erzbischof von Dublin, Desmond Connell, warnte Collins, sie solle nicht versuchen, das Leben eines guten Priesters zu ruinieren. Erst als Polizei und Justiz aufgrund ihrer Beharrlichkeit tätig wurden, konnte McGennis hinter Gitter gebracht werden. 2009 wurde bekannt, dass die irische Kirche seit 1960 von seinen Taten gewusst hatte - seit der Zeit, als Marie Collins' Leben ruiniert wurde.
Collins hat erst in den letzten Jahren inneren Frieden gefunden. Sie wolle ihr Äußerstes tun, sagte sie, um innerhalb des päpstlichen Beratergremiums, dessen genaue Aufgaben erst noch festgelegt werden müssen, die Stimme der Opfer zu vertreten. Sie wird dabei nicht allein auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen können, sondern auch auf das kollektive Trauma, das der systematische Missbrauch von tausenden Kindern und Jugendlichen durch katholische Geistliche in Irland hinterlassen hat.


http://derstandard.at/1395363460593/Selbst-missbraucht-Eine-unbequeme-Beraterin-fuer-den-Papst

 



 

Fürbitten Pharisäer und Zöllner Lk.18.9

29.3.2014 Lk.18.9 Gebet des Pharisäers u des Zöllners„Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht.“

Im Evangelium heute die Geschichte vom frommen Mann, könnte auch ein guter Katholik sein, der Gott dafür dankt, dass er besser ist, als die Anderen. Gut,auf das fallen wir nicht mehr herein. Wir tun natürlich nicht so scheinheilig fromm, wir wissen ja, besser dran vor Gott ist, wer sich „armselig“ fühlt. Ich denke, das ist die „eine Moral von der Geschichte“. Ja, wir sind nicht besser als die Anderen...aber was mir manchmal noch viel wichtiger ist: wir müssen vor Gott auch nicht armselige Armutschkerln sein, die immer nur sagen „ich bin es nicht wert, ich bin es nicht wert“ ….Was für ein Genuss ist es, nichts „vorweisen“ zu müssen. 
Ist das nicht unsere eigentliche Freiheit und Gnade. So bitten wir heute

dass wir sein dürfen, wie wir sind

dass wir nicht krampfhaft nach „guten Werken“ suchen müssen

dass wir aber auch die Anderen sein lassen können, wie sie sind

dass die Freude wichtiger ist als die Leistung

dass wir Gott lieben und uns dafür nicht krampfhaft klein machen müssen

dass wir tun,was wir tun, weil wir es gerne tun

dass wir lieber "loben und preisen" und uns weniger oft bitter an die Brust schlagen


Du guter Gott, schön und gut ist es, leere Hände zu haben – wie solltest Du sie sonst füllen.
Wir danken dir für jeden Tag, der uns in der Liebe wachsen läßt – an der Seite unseres Bruders Jesus.Amen

Freitag, 28. März 2014

Mutter,Vater - und kein Kind?

U Bahn Zeitung, schnell überfliege ich die Kolumne des Kardinals.
Er beklagt, was die Statistik in kühlen Zahlen ausdrückt.
Von 2,35 Millionen Familien in Österreich leben bereits 40 Prozent ohne Kinder. Die Zahl der Ein Personen Haushalte steigt, in Wien ist es mehr als die Hälfte.
Ja, das klingt nach Egoismus und Einsamkeit.
Aber ich denke, das ist nur die eine Seite der Medaille.
In Jugendumfragen zeigt sich, Familie hat noch immer einen großen Stellenwert.
Die jungen Leute heiraten auch (bei hoher Scheidungsrate) – aber warum dann die Kinder fehlen?

Ich schau mich in meinem Freundeskreis um. Viele von uns, die beruflich sehr engagiert waren, haben ihre Kinder spät gekommen. Diese Kinder sind heute Mitte 20 bis 30 Jahre alt.
Fast alle haben ein fertiges Studium – aber dann gibt es zwei Versionen, wie es weiter geht.

Die einen hatten Glück und haben schnell in Berufen Fuß gefaßt - es sind aber sehr fordernde Berufe. Den jungen Leuten „schenkt man nichts“. Der Arbeitseinsatz geht über den normalen Acht Stunden Tag hinaus. Wer sich durchsetzen will, ja,wer nur seinen Job behalten will, muss PRÄSENT sein, muss verfügbar sein. Da kann man nicht um 17.oo den PC runterfahren – da kann man nicht am Wochende den gemütlichen Ausflug planen …
Wie sollen diese jungen Leute „Kinder planen“ - sie sind rund um die Uhr gefordert, viele Zusatzausbildungen kommen dazu …. wohin mit einem Kind???
Man nimmt sich vor :„später“ …..

Die zweiten Berufskarrieren nach einem Studium können zäh sein. Keine fixen Anstellungen, manche leben von einem Praktikum zum Anderen, tüchtige, engagierte junge Leute. Bestenfalls sind sie ihre eigenen Dienstnehmer, volles Risiko, schon morgen kann es mit dem Job schon wieder vorbei sein.Der Wohnungsmarkt wird immer enger. Wer kann, wer will da Kinder planen.

Ich könnte auch „die Kirche“ fragen: wie sieht es bei den Institutionen aus, wie werden die Leute da angestellt, wie hilft man da den jungen Leuten„Sicherheiten schaffen“. 
Ich bin überzeugt, auch dort setzt man auf „flexible“Modelle.....

Nein,den Jungen soll man keinen Vorwurf machen.
Es ist ein Wirtschafts und Gesellschaftssystem, das Kinder-und Familienfeindlich ist.

Der Kapitalismus tötet, hat Papst Franziskus lapidar festgestellt.

Ja, im Kapitalismus vermehrt sich das Kapital (so man es hat)

aber auch die Kinder ….????

Fastentagebuch Tag 24


 immer wieder anfangen

"Die größte Freude auf der Welt ist das Anfangen.
Es ist schön zu leben, 
weil Leben anfangen ist,
immer,
in jedem Augenblick" 
Cesare Pavese

Fürbitten das"Quirks"mit der Nächstenliebe!" Mk.12.28

28.3.2014 Mk 12, 28 Gottesliebe Nächstenliebe
Für die frommen Juden zur Zeit Jesu ist das religiöse Leben oft schon kompliziert geworden. Theoretisch mußte man 613 Gesetze und Vorschriften einhalten. Aber auch wir kennen dieses skrupulöse, ängstliche Einhalten von Geboten. Auch bei uns hat man oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen. Das heißt, nicht mehr gesehen, worum es einzig und allein geht: Im Evangelium ist es ein jüdischer Theologe der Jesus fragt: Was ist denn nun das allerwichtigste Gebot – und für Jesus gibt es da nur eine Antwort: „Du sollst Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft - und aus dieser Gottesliebe heraus, sollst du deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“ Wie einfach könnte das sein: NUR zwei Gebote. Dabei wissen wir, wie sehr es sich schon oft bei der Nächstenliebe „spießt“ Bitten wir heute:
dass wir es schaffen, immer zuerst das Gute im „Nächsten“ zu sehen
dass wir Respekt vor dem Denken und dem Leben Anderer haben
dass wir nicht immer besser wissen , was für Andere richtig wäre
dass wir Anderen kein schlechtes Gewissen machen
dass wir Andere ermutigen und ihnen etwas zutrauen
dass wir uns über Erfolge Anderer freuen können
dass wir den Menschen, die mit uns leben, das Leben leichter machen

dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen und bereit sind, auch von den Anderen zu lernen
dass wir auch heute wieder Geduld,Geduld, Geduld miteinander haben wollen
Du bist der Gott, den wir mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, mit unserem ganzen Denken und all unserer Kraft lieben wollen. Hilf uns, dass wir liebevoll füreinander da sind, dass uns ein gutes Miteinander gelingt: das erbitten wir durch Jesus Christus deinen Sohn.

Donnerstag, 27. März 2014

altes Fastenrezept

Stichwort „fasten“:
du meine Güte, mehr als 6 Millionen dreihunderttausend Einträge bei „google“
Aktives fasten
Typgerechtes fasten
Heilfasten
Fasten für die Seele
Genussvoll fasten
Zigtausende Bücher – hunderttausende Ratschläge

Ich liebe die älteste Gebrauchsanleitungen zum Fasten

„sinnlos, den Kopf hängen zu lassen
sinnlos vor Hunger dahinzuwancken
sinnlos in Sack und Asche zu gehen

Hört lieber auf, andere bei der Arbeit anzutreiben
Hört auf mit euren Streitereien
Hört auf, andere wegen eurer eigenen Interessen übers Haxl zu hauen
Hört auf mit der Aggression und dem Herabwürdigen Anderer

Ihr sollt eine mitfühlende und gütige Atmosphäre um euch schaffen
Ihr sollt Menschen ihre Lasten und Sorgen abnehmen
Ihr sollt Menschen sein lassen wie sie sind, und nicht immer alles besser wissen
Ihr sollt euch und den Anderen das Leben leichter machen
Ihr sollt euch um die kümmern, die „ausgehungert“ sind – auch ausgehungert nach Zuwendung
Ihr sollt die Obdachlosen und Fremden, die Flüchtlinge und Asylanten annehmen wie eure Freunde
Ihr sollt eine Politik unterstützen, die sich noch verantwortlich fühlt für Wohlstandsverlierer und im Leben zu Zukurzgekommene
Ihr sollt euch nicht wichtig machen und niemand beschämen, dass er sich wie nackt vor euch fühlt
Ja - und ihr sollt euch um die kümmern, die euch am Nächsten stehen.
Manchmal ist das am Schwierigsten“

Der jüdische Prophet Jesaia 700 v.Zeitrechnung

Fastentagebuch Tag 23

"...nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten." 

Hilde Domin 

Lachen und Weinen und die unmögliche
Wahl haben
und nichts ganz recht tun
und nichts ganz verkehrt
und vielleicht alles verlieren.

Doch, mit Ja und Nein und Für-immer-vorbei,
nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten.
 

Fürbitten: "..wieder Worte finden" Lk.11.14

27.3.2014 Lk.11.14 stummer - Dämon

Jesus trieb einen Dämon aus, der stumm war. heißt es heute am Anfang des Evangeliums
Kennen wir diesen Zustand nicht auch selbst, wenn einem kein Wort mehr über die Lippen kommt, wenn man im Ärger nur noch „die schmale Lippe“ hat und erstarrt?
So bitten wir heute

öffne unseren Mund Herr
dass wir nicht erstarren wenn wir gekränkt sind oder uns beleidigt fühlen

öffne unseren Mund Herr
dass wir sagen können, was uns bewegt und was wir uns wünschen


öffne unseren Mund Herr
dass wir eine Hilfe sind für Andere und die richtigen Worte finden

öffne unseren Mund Herr
dass wir uns wehren wenn Unrecht geschieht
wenn Flüchtlinge Asylanten Bettler Minderheiten in der Öffentlichkeit schlecht gemacht werden

öffne unseren Mund Herr
dass wir auch unangenehme Dinge aussprechen können,
in unseren Partnerschaften und Gemeinschaften
damit nicht Unausgesprochenes das Zusammenleben erschwert und vergiftet

öffne unseren Mund Herr
wenn wir streiten und anderer Meinung sind
dass wir einander nicht verletzen und füreinander offen bleiben

aber hilf uns auch - guter Gott,- unseren Mund zu halten
immer dann, wenn wir etwas besser wissen
wenn wir sinnlos kritisieren
wenn wir nur unseren Grant loswerden wollen

So danken wir Dir Gott für die Sprache, die du uns gegeben hast, für die Fähigkeit,
unsere Gefühle in Worte zu fassen – öffne unseren Mund, damit wir dich auch immer loben
und Worte für unsere Freude finden. So helfe uns Jesus, unser Bruder. Amen

Mittwoch, 26. März 2014

es gibt Oasen in der Wüste....



es gibt
oasen in der wüste
leuchtendes morgenrot am ende der nacht
quellen unter geröll
und eine hand, die dich auch in den
dunkelsten stunden fest hält.

es gibt
türen, die sich wieder öffnen,
worte, die das schweigen durchbrechen,
gesten der versöhnung
und erste schritte auf dem weg
zu einem neuanfang

es gibt
farben des regenbogens
knospen aus trockenen zweigen
trauer, die uns reifen lässt
und ermutigenden segen
für dich und mich

christa spilling-nöker

Fastentagebuch Tag 22


"Schwerer werden. Leichter sein" 
Paul Celan

Fürbitten "Achte gut auf Dich" Dtn.4.1

26.3.2014 Mittwoch 3.FW Dtn 4,1

Achte gut auf dich“heißt es heute in der Lesung, in der Moses vor seinem Tod noch einmal die Israeliten mahnt, ihrem Gott treu zu bleiben. JAHWE, das ist der Gott, mit ihnen auf dem Weg .
Es geht um die Einhaltung von Geboten und Rechtsvorschriften, aber letztlich geht es darum, dass Gott unser Leben und unser Glück will. „Achte gut auf dich“ sagt Moses: so bitten wir

dass uns gerade die Fastenzeit wieder aufmerksamer und sensibler macht,
für das, was andere Menschen brauchen
aber auch für das, was uns selbst gut tut.
Für das was uns lebendig macht
du guter gott: erhöre uns

Fasten ist nicht nur Verzicht und Einschränkung.
Es soll uns frei machen: auch frei für gute Gespräche und Begegnungen.
Herr hilf uns, unserer Gemeinschaft und unseren Freundschaften neue Impulse zu geben
du guter gott: erhöre uns

Gib uns die Kraft „Nein“ zu sagen wenn wir uns überfordert oder müde fühlen.
Lass, dass wir uns nicht aus Eitelkeit Arbeit aufbürden oder uns für unentbehrlich halten
du guter gott: erhöre uns

Lass uns aber auch deiner Kraft vertrauen, wenn wir unsere Grenzen überschreiten sollen.
Denn auch das kann uns gut tun: wieder Neues ins Auge zu fassen, uns Neues zuzumuten
du guter gott: erhöre uns

lass uns immer wieder ganz bewusst wahrnehmen
wieviel Grund zur Freude und Dankbarkeit es jeden Tag gibt
dass wir diese Freude am Leben
aber auch diesen Mut zum Leben weiter geben können
du guter gott: erhöre uns

hilf uns immer mehr zu erkennen
dass „Gott lieben“ heißt:
Freude haben, glücklich sein, vertrauen dürfen
Mach uns offen und frei für die Überraschungen auch an diesem Tag
dass uns alles ein guter Weg zu Dir ist
du guter gott: erhöre uns

um all das bitten wir, durch Jesus unseren Bruder, der in Dir das Leben geliebt hat bis zum Ende und bis zur Auferstehung. amen

Dienstag, 25. März 2014

..und dann verließ sie der Engel Lk.1.38


als Kind habe ich bei dieser Geschichte oft bitterlich geweint.
Warum? Es ist doch eine wunderschöne Geschichte.
Sie fängt an wie ein Märchen: „In jener Zeit...“
Ein Engel kommt ins Haus – für Kinder ist das nicht ungewöhnlich
Ja, man selbst würde sich schon auch ein bißchen erschrecken, aber der Engel sagt ja gleich:
„Fürchte dich nicht“
Das junge Mädchen, mit dem der Engel spricht, soll ein Baby bekommen
Natürlich fragt dieses brave Mädchen, das auf den klassischen Gemälden meist betend in himmelblau dargestellt wir: „Wie soll das geschehen?“.
Aber Engel wissen das – und das Mädchen vertraut dem Engel – 
auch das Kind, das diese Geschiche hört, würde dem Engel vertrauen ….
ja, und so sagt das Mädchen „JA“.
Eine wunder,wunderschöne Geschichte. Warum weint das Kind?

Es ist der letzte Satz dieser Geschichte: UND DANN VERLIESS SIE DER ENGEL

Was gibt es Schlimmeres – für ein Kind – als verlassen zu werden.

Dann wird man groß, und dann weiß man es schon aus vielen Erfahrungen, dass die aller-seligsten Momente nicht ewig anhalten.

Immer wieder: verläßt dich der Engel.
Immer wieder: schlägt der Alltag über dir zusammen
Immer wieder: erwacht man aus den großen Gefühlen
Immer wieder: steigt die Angst auf
Immer wieder: die Frage: auf was habe ich mich da eingelassen
Immer wieder die Einsamkeit
Immer wieder: die Ratlosigkeit
Immer wieder: das Befremden: wo war denn da der Engel?
Immer wieder: der Versuch, das JA abzuschwächen
Immer wieder: lieber JA ABER...
immer wieder: die Angst vor dem ganz Neuen
immer wieder aber auch

           die Erinnerung an den Engel.
           und Freude, Freude und Mut - und auch ein bißchen Trotz:
           JA – mein Ja bleibt JA
           irgendetwas ist stärker als das kleine ängstliche Ich


Fastentagebuch Tag 21

JA sagen – 
nicht so oft "Ja, aber" ….

Fürbitten "Maria sagt JA" Lk.1.26

25.3.2014 Verkündigung des Herrn Lk 1.26

So einfach wie sich das im Evangelium anhört, ist es im Leben nicht: und so einfach war es ganz sicher auch für das Mädchen MARIA nicht: JA sagen, zu dem was Gott will. Ja und Amen sagen, einfach so – ohne genau zu wissen, was dann passieren wird. Nein, das fällt uns nicht leicht. 

so bitten wir mit unserem blick auf maria
für alle, die im Leben zu kurz kommen,
für alle, die jeden Tag ums Überleben raufen
für alle, deren Tag mehr Mühe als Freude hat
christus höre uns

mit unserem blick auf maria bitten wir
für alle, die sich nicht aus eigener Kraft aus ihren Lebensumständen lösen können
für alle, die von Drogen, Alkohol, Geld , und Gier abhängig geworden sind
für alle, die andere unterdrücken und ihnen keine Freiheit gönnen
christus höre uns

mit unserem blick auf maria bitten wir
für alle frauen, die mit einer schwangerschaft alleingelassen sind
für alle, denen die verantwortung oft über den kopf wächst
für alle frauen, die opfer von gewalt und demütigung sind
christus höre uns

mit unserem blick auf maria bitten wir
für die neugeborenen dass sie ausreichend liebe und güte in ihrem leben erfahren
für die mädchen und jungen frauen auf ihrer suche nach liebe und zärtlichkeit
für die alten, dass sie genug respekt und zuwendung erfahren
christus höre uns

mit unserem blick auf maria bitten wir
für alle, durch Gewalt oder bei Unfällen ums Leben kommen
wir bitten besonders für die 239 Menschen an Bord des malayischen Flugzeuges
wir bitten für die verzweifelten Angehörigen
und für alle Menschen, die mit einem schweren Verlust nicht fertig werden
christus höre uns

mit unserem blick auf maria bitten wir heute aber auch für uns alle,
wenn wir uns mutlos, unsicher, allein gelassen und ungetröstet fühlen
dass wir erfahren können, dass DU dich unser annimmt und dein erbarmen schenkt
ja, dass DU Gott Mensch in uns und mit uns bist
christus höre uns
So bitten wir Dich, guter, gütiger Gott - sei bei uns in aller Not, damit wir wie Maria voll Vertrauen "JA" sagen können, Das erbitten wir durch Jesus unseren Bruder. Amen


Montag, 24. März 2014

Denken? nicht immer gefragt


noch einmal geht es ums Studium, geht es um die Universität.
Reproduzieren ist Alles was verlangt wird, schrieb ich ….
Flott wiederkäuen, nicht viel selbst denken...das hält nur auf.
Aber an einen Professor meines Sohnes erinnere ich mich.Der war ANDERS

Politikwissenschaft: worum es im Einzelnen ging, weiß ich gar nicht mehr.
Die schriftliche Prüfung für meinen Sohn jedenfalls ein glatter Pinsch.
Er hätte es hingenommen, hätte der Professor nicht darunter geschrieben: „Das haben sie nicht verstanden, da haben sie ganz falsch gedacht...“
Dass er Fakten falsch wiedergibt, damit kann sich Jakob abfinden. Ja „stur lernen“ war nie so seins.
Aber sich nachsagen lassen, dass er „falsch denkt“ …. das ließ er nicht auf sich sitzen.
Mitten in der Nacht schreibt er ein langes mail an den Professor, erwartet natürlich keinerlei Antwort.
Die aber kommt schon Stunden später …. der Professor geht auf die Argumente ein. Er stellt zwar fest, dass die Fakten anders gewesen wären, aber Jakob Gedankengebäude hätte „durchaus etwas für sich“. Dann aber die Schlußfolgerung des Professors: „Ich bin Fachmann auf diesem Gebiet, ich habe mehrere Standardwerke darüber geschrieben – ich verlange, dass meine Studenten wiedergeben,
was ICH schreibe und nicht,was sie selbst denken“
Respektvoll schreibt Jakob zurück: Ja das sieht er ein,aber es tut ihm so leid, daheim ist er einfach ANDERS erzogen worden. Dort hieß es immer: „...und was denkst DU dir?“ 
Er könne leider gar nicht anders, als SELBST denken ….
und das Undenkbare geschieht: nochmals schreibt der Professor zurück: "zumindest dieser e mail Verkehr zeige das große Interesse eines Studenten an der Materie" – und der 5er wird revidiert!

Der Professor: ein Amerikaner, war nur für zwei Semester an der Universität Wien. Sehr schade!

Hochschulseelsorge "im out"

Eine Kapelle im Studentenheim Peter-Jordan-Straße: "Dieser unbestimmt leere Raum, den das Christentum auf seinem Rückzug hinterlassen hat". Foto: Robert Newald

Reportage  http://derstandard.at/1395362845725/Die-Seele-und-ihr-Zweck  22.3.2014

eine der für mich traurigsten Reportagen der letzten Zeit. Aus der eigenen Studienzeitung erinnere ich mich an die Katholische Hochschulgemeinde in der Ebendorferstraße. Gab es da nicht jeden Tag zu Mittag einen Gottesdienst? Heute, so lese ich,  nur mehr einmal im Monat - vor kleiner Besucherzahl.Studieren heißt heute - und der Bologna Prozeß hat dazu beigetragen: so schnell wie möglich fertig werden müssen. Denken und leben - das hält nur auf ...es reicht, Skripten wieder zu geben. Wo ist heute noch ein Professor, der nach dem fragt, was ein Student denkt?
So unkompliziert wie möglich reproduzieren, so schnell wie möglich "fertig" machen, so schnell wie möglich Job und Karriere - darauf läuft es hinaus. Wie wird unsere Gesellschaft aussehen?

"Seelsorge - Wer braucht das an den Unis noch? In den 33 Jahren, die Hans Kouba von der KHG dabei ist, haben sich die Lebenshintergründe der Studierenden und damit auch die Bedingungen für die Seelsorge drastisch verändert. Der Hauptfaktor ist Zeit, denn die hat heute niemand mehr, vor allem nicht für Nebenpfade, kleine Sackgassen, Unbekanntes, intellektuell Weitschweifiges. Im Studentenwohnheim der Peter-Jordan-Straße, in dem Kouba als Relikt noch sitzt, zeigt sich das beispielhaft. Früher wohnten hier vor allem österreichische StudentInnen vom Land, die vornehmlich die nahegelegene Boku besuchten. Heute beherbergt das Wohnheim, auch weil es wegen seines niedrigen Standards preiswert ist, viele Studierende aus Osteuropa mit Schwerpunkt Wirtschaft. "Das ist das Europa von morgen", sagt Kouba. Ein ganz neuer Typ von Studierenden sei das, sehr effizient, sehr ehrgeizig und zielstrebig überprüften sie Angebote darauf hin, ob sie nützen. Kartenspielen, Zusammensitzen, die berühmt-berüchtigten Wohnheimpartys der TirolerInnen sind Vergangenheit. "Die studieren nur mehr", sagt Kouba. "Gemeinschaft entsteht höchstens, wenn der Server gestört ist."...
 Die Kapelle des Studentenheims Peter-Jordan-Straße ist eisig. Die Heizung ist seit längerem ausgefallen, und den Fußboden aufzustemmen, um nach dem Fehler zu suchen, wäre zu viel des Aufwands. Der denkmalgeschützte Raum aus blankem Beton sieht im Dunkeln aus wie ein großer Luftschutzkeller, und er ist ein Statement demokratisch gesinnter Schlichtheit. Kurz vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Ottokar Uhl entworfen, enthält er kein festes Kircheninventar, alles im Raum kann verschoben werden bis auf die Säulen und den Tabernakel, der wie ein kleiner Tresor fest in die Betonwand eingelassen ist, aber so platziert, dass jeder und jede ihn berühren könnte.
Früher feierte man wöchentlich eine Messe im Studentenheim mit "Zugehpriestern"Heute reicht einmal im Monat."..
 Der Festsaal wird nicht oft genutzt. "Er stammt aus einer Zeit, als die Kirche glaubte, sie könne für Studentinnen und Studenten noch ein Milieu bilden", sagt Kouba. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Denn die christlichen Kirchen bilden kein soziales Milieu mehr, die Selbstverständlichkeit des Hineinwachsens, das den Kirchen Zulauf bescherte, existiert nicht mehr. Und vielleicht sind nicht Religion, Religiosität oder Spiritualität die heute eigentlich herausfordernden Begriffe, sondern - gerade im Durchlauferhitzer Universität - das Konzept der Gemeinde. Dass das Christentum den Glauben als rein private Angelegenheit nicht akzeptiert, sondern notwendig an Gemeinschaft knüpft, ist in der individualisierten Gesellschaft der eigentliche Skandal."
der ganze Artikel von Andrea Roedig:  http://derstandard.at/1395362845725/Die-Seele-und-ihr-Zweck

Fastentagebuch Tag 20


gehen, bis an meiner Sehnsucht Rand ...
 
Gott spricht zu jedem nur, eh er ihn macht, 
dann geht er schweigend mit ihm aus der Nacht. 
Aber die Worte, eh jeder beginnt, 
diese wolkigen Worte, sind: 

Von deinen Sinnen hinausgesandt, 
geh bis an deiner Sehnsucht Rand; 
gieb mir Gewand. 
Hinter den Dingen wachse als Brand, 
dass ihre Schatten, ausgespannt, 
immer mich ganz bedecken. 

Lass dir Alles geschehn: Schönheit und Schrecken. 
Man muss nur gehn: Kein Gefühl ist das fernste. 
Lass dich von mir nicht trennen. 
Nah ist das Land, 
das sie das Leben nennen. 

Du wirst es erkennen 
an seinem Ernste. 

Gib mir die Hand.  
Rainer Maria Rilke
 
 
 
 
 

Sonntag, 23. März 2014

wie ein Tanz....in den Armen deiner Gnade

Ich glaube, Herr, du hast von den Leuten genug,
die ständig davon reden, dir zu dienen -
mit der Miene von Feldwebeln,
Dich zu kennen - mit dem Gehabe von Professoren,
zu dir zu gelangen nach den Regeln des Sports...
Wir vergessen so oft die Musik deines Geistes.
Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht.
Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will...
Gib, dass wir unser Dasein leben
Nicht wie ein Schachspiel, bei dem alles berechnet ist,
Nicht wie einen Wettkampf, bei dem alles schwierig ist,
Nicht wie einen Lehrsatz, bei dem wir uns den Kopf zerbrechen,
sondern wie ein Fest ohne Ende,
bei dem man dir immer wieder begegnet,
Wie ein Ball,
Wie ein Tanz,
In den Armen deiner Gnade...

  Madeleine Delbrêl

einlassen..wie die Frau am Jakobsbrunnen

Die Frau am Jakobsbrunnen gehört zu meinen Lieblingserzählungen im Evangelium.
Ja, die Frau gefällt mir. Ich stelle sie mir groß und hübsch und stark vor, unerschrocken und sehr lebendig, keine Frau, die ängstlich ihren Kopf verhüllt,wenn ein Fremder sie anspricht. Sie hat ein gutes Mundwerk und es macht ihr Spaß, jemand heraus zuforden. Vor Männern hat sie keine Angst...ihr gefällt der Fremde am Brunnen und als er sie um Wasser bittet, schäkert sie ein bißchen mit ihm. "Du, sagt sie zu ihm, du bist doch ein Jude und du siehst dass ich eine Samariterin bin, keine Jüdin, warum willst du was von mir? Ist das bei euch nicht verboten?" Sie ist keck und ich denke,sie flirtet ein bißchen. Später werden wir hören, dass sie Erfahrung mit Männern hat …. vermutlich gefällt ihr auch dieser Fremde am Dorfbrunnen …

und Jesus? Auch er ist anders, als die Anderen

er ist müde und durstig, kein Superhero
er braucht jemand, der ihm hilft
er spricht unbefangen jemand an, der eigentlich zu einer religiösen Gruppe gehört, mit der Juden keinen Umgang haben
er spricht eine Frau an
er bittet um etwas
er tritt nicht herrisch und arrogant auf
er läßt sich auf sie ein
auf ihren kleinen Flirt, auf ihre kleine Provokation antwortet er ernsthaft
sie ist ihm als Frau nicht zu blöd für eine Auseinandersetzung
er spielt sein Wissen um sie nicht als Trumpf aus: ja, du hast nicht einen Mann, du hast viele
er beschämt sie nicht
sie muss nicht vor ihm davonlaufen, weil er ihr Angst macht mit seinem Wissen
das Gespräch wird offener und tiefer
Jesus kann von sich selbst sprechen, Ja, ich bin der Messias, sagt er

da läßt die Frau ihren Wasserkrug fallen und läuft ins Dorf: alle sollen kommen und sehen, hier ist der Messias. Sie, die Frau am Brunnen hat mehr verstanden als die Jünger, die seit Monaten mit ihm herumziehen. Eine Frau, vielleicht eine Prostituierte, ist seine Apostolin … 
sie versteht und hat keine Scheu sich zu blamieren

Am Ende der Geschichte denke ich mir immer: und wann bekommt Jsus jetzt endlich zu trinken????

Zwei Kerngedanken bleiben für mich auch
wie gut das ist, man muss keine Angst haben, wenn Jesus einen durchschaut bis dorthin, wo man vielleicht nicht einmal noch selbst hingeschaut hat. Er beschämt mich nicht, er läßt sich mit mir ein – ich muss nur auch auf ihn eingehen
und noch etwas lerne ich: wie komme ich mit Menschen ins Gespräch. Respektvoll und immer
auf gleicher Höhe … Jesus,nicht der große Dozierende, er hockt am Brunnenrand ….

Ja und dann will ich auch nicht vergessen, dass er ja noch Durst hat, dass er um Wasser gebeten hat.
Das muss ICH ihm auch noch geben

Fastentagebuch Tag 19



mich einlassen...
wie die Frau am Jakobsbrunnen

Samstag, 22. März 2014

Nur der Luxus der Mönche?

ZEIT HABEN

"Wir Mönche leisten uns übrigens auch einen Luxus – und sollten es noch mehr tun: Wir nehmen uns Zeit, Zeit füreinander, Zeit für ein Gespräch mit anderen Brüdern oder Gästen, Zeit zum Beten, Zeit für eine lange Liturgie, Zeit zum Feiern und Spielen, Zeit für die Freude am Leben, ja Zeit für das Leben. Zeit nehmen, sich Zeit lassen, einander Zeit schenken ist das Gegenteil der modernen Hektik, unter der viele Menschen stöhnen.
So wichtig die Arbeit ist, aber kann sie allein den Sinn unseres Lebens ausmachen? Arbeitsprozesse werden gestrafft, Arbeitsplätze abgebaut, die Einzelnen müssen in derselben Arbeitszeit noch mehr bringen. Diese Problematik hat auch unsere Klöster erfasst, und doch sind wir keine Zufluchtsstätten für arbeitsscheue und bequeme Menschen. Uns hilft die feste Struktur des Tages und die Verpflichtung, sie einzuhalten. Der Mensch steht im Mittelpunkt, und zwar der in Gott verankerte Mensch. Wir kommen zwar dabei ebenfalls in manchen Konflikt, wenn die Arbeit drängt, aber Gott muss die erste Stelle gehören. Im gemeinschaftlichen Beten und Singen lösen wir uns von den äußeren Zwängen.
Als ich kürzlich eines Abends so viel um die Ohren hatte und nicht mehr ein noch aus wusste angesichts der Arbeit, die noch auf meinem Schreibtisch drängte, und überlegte, ob ich mich nicht doch von der Vesper dispensieren sollte, erinnerte ich mich des Wortes der Benediktusregel: „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, stand auf und ging in die Vesper. Als ich im Chor stand und mit den Brüdern die Psalmen sang, fühlte ich mich auf einmal befreit von allem Druck. Ich durfte wieder Mensch sein, eins mit Gott. Die Arbeit lief an diesem Abend dann leichter von der Hand, ich hatte Abstand gefunden, mich selbst. Das ist es, was uns Mönche von Stress und Burn-Out befreit."


 Aus: Notker Wolf, Mit Gott leben, zitiert im Fastenkalender Linz St.Peter

Ja, DIESEN LUXUS sollten wir uns auch gönnen!!!! 



..welche Religion hatte Jesus?


eine Diskussion im eher kleinen Kreis. Sehr offen und engagiert. Danach kommt ein Mann auf mich zu. Er sagt: nicht unfreundlich - aber doch bestimmt:
"Ich find ja sympathisch was sie sagen, aber KATHOLISCH war das nicht"
Ja, "Katholisch" --

war Jesus römisch-katholisch?

Als jüdischer Bub geboren -
als jüdischer Bub beschnitten - 
als jüdisches Kind großgeworden -
als jüdischer Jugendlicher im Tempel mit Theologen diskutiert 
als jüdischer junger Mann den Ruf Gottes gehört
als jüdischer Mann diese brennende Sehnsucht nach Gott
als jüdischer Prediger sagt er den Leuten: Haltet an allem fest, was Moses sagt, nur den
     Pharisäern nehmt nicht alles ab, denn sie reden anders als sie denken
als "König der Juden" ans Kreuz geschlagen
dieser Jesus stirbt mit einem jüdischen Psalm auf den Lipppen
       "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen"
 
war Jesus römisch-katholisch?

Seine Jünger -  und alle die,die an ihn glauben, nennen ihn Christus,
und sie nennen sich selbst Christen



die verlorene Tochter Lk.15.1


ich habe die Frau im facebook kennen gelernt. Sie postet immer wieder Fotos von ihrem Enkelkind: ein Mädchen, ca.7 Jahre, herzig, wie Kinder sind … lustig und schlimm....
Mir fällt auf, dass es nie eine Mama auf diesen fotos gibt und irgendwann komme ich mit der „Oma“ - die auch noch jung ist – ins Gespräch.
Sie erzählt die Geschichte einer „verlorenen Tochter“
Ihre Tochter: ein unproblematisches Kind, brav in der Schule,bis sie plötzlich mit16 Jahren
die Schule „schmeißt“ - das Gymnasium abbricht. Irgendwo sind Freunde im Hjntergrund, die dem Mädchen „nicht gut tun“. Aber der Mutter gelingt es nicht, die Tochter „zu halten“. Sie wohnt daheim, ist aber nicht wirklich „da“. Die Mutter hat Angst wegen Drogen – und mit 18 packt sich die Tochter mit einem Freund zusammen, um in Thailand „etwas aufzubauen“. Von der Mutter verlangt sie Geld, „Das steht mir zu“ - die Mutter gibt, was sie hat, vielleicht geht ja alles gut.
Nach 3 Jahren, mit 21 kommt die Tochter zurück. Ohne Freund, drogenkrank, total abgewirtschaftet.
Naürlich nimmt die Mutter sie mit offenen Armen auf – aber Dankbarkeit erfährt sie keine.
Wieder treibt sich die junge Frau ziellos herum, immer wieder Drogen, woher sie das Geld dafür nimmt, ist der Mutter ein Rätsel.
Eines Tages merkt sie, auf welche Weise die Geldbeschaffung funktioniert. Stück um Stück hat die Tochter den Schmuck der Mutter im Dorotheum versetzt .. es ist NICHTS mehr da. „Zeig mich doch an“, sagt „das Kind“ - und dann ist es wieder weg.
Irgendwann findet man die 23jährige im Stadtpark ohnmächtig im Gebüsch...ein Entzug folgt …
wieder nimmt die Mutter das Kind auf. Kaum ein Jahr später, die große Katasrtophe: nur im letzten Moment kann die drogensüchtige junge Frau gerettet werden, die Mutter hat sie leblos in der Dusche gefunden.
Im Spital stellt man eine Schwangerschaft fest. Eine Katastrophe. Auch die Mutter/Großmutter ist für einen Schwangerschaftsabbruch. Das Risiko ist viel zu groß..wer weiß, welche Schäden das Kind hat. Aber die leibliche Mutter – die drogensüchtige Frau – WILL das Kind.
Medizinisch wird alles für eine gute Geburt getan, das Mädchen ist wie durch ein Wunder gesund.
Ihrer jungen Mutter fehlt die Kraft. Sie liebt das Kind, ist aber hoffnungslos überfordert. Das kleine Mädchen kommt zur Großmutter, wächst dort auf.
„die verlorene Tochter“ dieser facebook Frau, bleibt „verloren“. Sie erfängt sich nicht
von den Drogen, immer wieder gibt es Abstürze.
Kein happy end???
Doch, ich glaube ein göttliches „happy end“:
die offenen Arme der Mutter, die nicht aufhört, Mutter zu sein -
und die Zuversicht, dass es kein "verloren sein" gibt, solange es in Güte aufgefangen wird

Das ist unsere Sehnsucht nach einem GOTT, der nicht aufhört MUTTER und VATER zu sein