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Freitag, 18. April 2014

auch ein Karfreitag der Tiere

TIERVERSUCHE 
MASSENTIERHALTUNG- 
keine BILDER dazu, 
die FOTOS sind zu grausam

Wir Christen sollten wohl Vegetarier sein - leider bin ich es auch nicht

"Am Karfreitag des Jahres 1842 wurde in der Oxforder Universitätskirche St. Mary's eine bemerkenswerte Predigt gehalten. Vorgetragen wurde sie vom anglikanischen Geistlichen John Henry Newman. Drei Jahre darauf konvertierte Newman zur katholischen Kirche, im Alter von 78 Jahren wurde ihm die Kardinalswürde verliehen, und im September 2010 wurde er seliggesprochen.

Predigt gegen Tierleid

In seiner Predigt stellte Newman eine Verbindung zwischen dem Schmerz und dem Leid unschuldiger Tiere und dem Schmerz und dem Leid des unschuldigen Gotteslammes Jesus Christus her: "Denkt daran, was ihr fühlt, wenn Tiere gequält werden. Damit gewinnt ihr einen Zugang zu jenen Gefühlen, die auch die Geschichte von Jesu Kreuz und Leiden in Euch hervorrufen sollte." Der konkrete Anlass für Newmans Vergleich dürfte die Einführung von Tierexperimenten an der Universität Oxford gewesen sein, doch spricht er in seiner Predigt auch von "barbarischen Tierhaltern, die ihre Rinder misshandeln".
Newman bekennt: "Es ist etwas so furchtbar Schreckliches und Satanisches, jene Lebewesen zu quälen, die uns niemals einen Schaden zugefügt haben und die sich nicht verteidigen können, sodass niemand außer einigen hartgesottenen Individuen den Gedanken daran überhaupt ertragen kann." Diese Grausamkeit, die sich in Tierversuchen und Tiermisshandlungen manifestiere, sei aber "genau dieselbe Grausamkeit, die auch unserem Herrn zugefügt wurde". Damit aber vertritt Newman eine moralische Gleichwertigkeit zwischen dem Leiden Christi und dem Leid der gequälten Kreatur, der Schweine und Rinder, Schafe und Ziegen, Hühner und Truthähne und natürlich auch der Fische, die wie alle der genannten Tiere Schmerz empfinden können.

Megakonsum mit priesterlichem Segen

Die geltende kirchliche Speise- und Fastenregel, die vorschreibt, zweimal im Jahr, am Aschermittwoch und am Karfreitag, in die Rolle eines Pescetariers, eines fischessenden Fleischabstinenzlers, zu schlüpfen, kann angesichts Newmans christologischer Interpretation des Tierleids und heutiger ernährungsmedizinischer, ökologischer und tierethischer Herausforderungen nur als völlig unzureichend und überholt bezeichnet werden. Diese kirchlich verordnete gemeinschaftsasketische Minimalvariante ist Ausdruck einer bequemen bürgerlichen Religion, die zudem durch den auf das Fleischfasten des Karfreitags folgenden, mit priesterlichem Segen ausgestatteten Megakonsum von Osterfleisch völlig konterkariert wird.

Die Richtung, die kirchlich wie gesellschaftlich einzuschlagen wäre, gibt der jüngere Bruder John Henry Newmans vor: Professor William Francis Newman war viele Jahre lang Vorsitzender der Vegetarischen Gesellschaft des Vereinigten Königreichs. Heute wäre er zweifellos auch Mitglied der Veganen Gesellschaft.

Quelle: .(Kurt Remele, DER STANDARD, 18.4.2014)http://derstandard.at/1397520946403/Gemeinschaftsaskese-und-Tierleid

Kurt Remele (57) lehrt Ethik an der Universität Graz und ist Fellow des Oxford Centre for Animal Ethics