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Montag, 28. April 2014

in memoriam Fritz Propst 1916-2014

 
Fritz Propst, Foto KPÖ
http://derstandard.at/1397521764077/Widerstandskaempfer-Fritz-Propst-1916---2014

ein Mensch,eine wunderbare Persönlichkeit,die ich in Erinnerung behalten will

"Einer der letzten lebenden Gegner des Dollfuß-Regimes ist 98-Jährig gestorben

Für Fritz Propst gab es keine Deutungsarten, keinen Interpretationsspielraum, nichts, was ihn von seiner Meinung abbringen konnte. Wenn es um Engelbert Dollfuß und den Austrofaschismus ging, kannte er nur eine Antwort: "Das war der erste Faschismus in unserem Land. Eine undemokratische Herrschaft ohne Parlament und gegen das Volk", wie er etwa in einem Standard-Interview im Jahr 2011 festhielt.
Dass wenig später alle Opfer des Dollfuß-Regimes durch ein Gesetz pauschal rehabilitiert wurden, bedeutete ihm viel, nur fehlte ihm eben diese eine wichtige Benennung von Schuld. Im Gesetz ist – wohl der ÖVP geschuldet – der Begriff "Austrofaschismus" nicht zu finden. "Ein Herumeiern um die Wahrheit", ärgerte sich Propst. Dass im ÖVP-Klub - nach wie vor - ein Porträt von Engelbert Dollfuß, der als Bundeskanzler mit einer umstrittenen Notverordnung im März 1933 das Parlament ausgeschaltet hat, hängt, wollte er nie akzeptieren.
Propst hat diesen aus seiner Sicht falschen Umgang mit Geschichte nie verstanden: "Faschismus ist Faschismus. Da gibt es keine Kompromisse", sagte er.
 
Fritz Propst wurde am 6. Februar 1916 in Wien geboren. Anfangs engagierte er sich bei den Roten Falken, 1934 trat er dem Kommunistischen Jugendverband bei. Der KPÖ blieb er sein Leben lang treu.
In der Zeit des Dollfuß-Regimes wurde er mehrfach inhaftiert. Sechs Monate verbrachte er in Haft im Anhaltelager Wöllersdorf. "Man hat dort die Leute eingesperrt, sie aus dem Leben herausgezogen, ohne jeden Beweis."
1938 floh Propst, zuerst in die damalige Tschechoslowakei, dann nach England. "Ich bin schon vorher, am Tag, als Hitler in Wien auf dem Heldenplatz aufmarschiert ist, nach Tschechien", erinnerte er sich Jahrzehnte später. Es sei ein "günstiger Zeitpunkt" gewesen, "die Leute auf den Straßen waren alle besoffen, die Züge waren voll, es gab keine Kontrollen". Kollektive Freude? "Ja natürlich", sagte Propst. Im Jahr 1945 kehrte er als britischer Soldat nach Österreich zurück. Später arbeitete er beim Globus-Verlag. Sein Leben hat Propst auch in einem Buch - "mein Leben im Widerstand" - festgehalten.
Solange es ging, versuchte Propst Schülerinnen und Schüler anhand seiner eigenen Biographie für die Gefahren des Faschismus zu sensibilisieren. "Wenn ich als Zeitzeuge in Schulen von dieser Zeit erzähle, sind die jungen Leute baff, dass wir schon vor Hitler Faschismus gehabt haben." Aber, glaubte er, nur wer aus der Vergangenheit lernt, könne die Zukunft gestalten. Er war einer der letzten Zeugen. Vergangenen Freitag ist Fritz Propst 98-jährig verstorben."
(Peter Mayr, derStandard.at, 27.4.2014)
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