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Donnerstag, 30. Juni 2016

Fürbitten 1.7. Kapitalismuskritik - nicht erst seit Karl Marx



 1.7.2016 Prophet Amos 8.4  wie lange wollt ihr noch betrügen und ausnutzen....
               Mt.9.9. nicht die Gesunden …

"Nicht die Gesunden brauchen den Arzt" sagt Jesus im heutigen Evangelium auf die Vorwürfe, dass er mit Leuten beisammen ist, die nicht gerade zu den Frommen ihrer Zeit gezählt werden. Aber die erste Lesung, 2800 Jahre alt, über den Propheten Amos macht klar, WO die wirkliche Sünde sitzt. Bei all denen nämlich, die Unrecht an anderen verüben, die andere ausnützen, ausbeuten, sie für ihre eigenen Zwecke benützen. Papst Franziskus hat dafür klare Worte gefunden: Der Kapitalismus macht euch krank Der Kapitalismus ist tödlich – Bitten wir heute

Um eine Gesellschaft, in der wir uns füreinander verantwortlich fühlen
Um eine Gesellschaft, die niemanden ausschließt

Um eine Gesellschaft, die in Frieden lebt und im Respekt vor jedem Menschen
Um eine Gesellschaft, die sich der Schwächeren annimmt

Um eine Gesellschaft, in der Menschen nicht gegeneinander ausgespielt werden
Um eine Gesellschaft, in der es die Menschen miteinander gut meinen

Bitten wir, dass wir Ungerechtigkeiten in unserem kleinen Umfeld wahrnehmen und bekämpfen
dass wir immer wieder über den eigenen Tellerrand hinausschauen und uns für die Lebensbedingungen anderer Menschen in anderen Ländern interessieren

Bitten wir, dass wenigstens wir als Christen uns bemühen einfacher zu leben
dass auch die Kirche und die Orden Wege finden, glaubwürdig solidarisch zu leben
dass die Gier nach dem immer mehr haben müssen aufhört
dass wir nicht aus allem unseren Nutzen ziehen wollen
dass wir nicht so viel Angst davor haben, im Leben zu kurz zu kommen


So bitten wir du guter Gott um eine Gesellschaft weltweit, in der die Güter und die Lebenschancen der Menschen gerecht verteilt sind. Lass uns selbst den Beitrag dazu leisten,den wir leisten können – im sinne Jesu.amen



Der Prophet Amos (= „Jahwe hat getragen“) fühlt sich im 8. Jahrhundert vor Chr. von Jahwe dazu berufen, seine Heimat im Südreich Israels zu verlassen und als Kritiker der dort herrschenden sozialen Zustände in das Nordreich Israels zu gehen . Amos stammte selbst aus einer begüterten und gebildeten Familie. Die im Nordreich immer reicher und mächtiger werdende Oberschicht führte ein Leben in Saus und Braus; dies geschah auf Kosten der zunehmend ärmer werdenden Landbevölkerung. Es sind dies die „Schwachen“ (Abgemagerten) und die „Armen“ (Gedemütigten) im Lande. Der Prophet steht wie Gott auf ihrer Seite – gegen die Mächtigen und Wohlhabenden
"Hört dieses Wort,

die ihr die Schwachen verfolgt

und die Armen im Land unterdrückt.

Ihr sagt:

Wann ist das Neumondfest vorbei ?

Wir wollen Getreide verkaufen.

Und wann ist der Sabbat vorbei?

Wir wollen den Kornspeicher öffnen,

das Maß kleiner und den Preis größer machen

und die Gewichte fälschen.

Wir wollen mit Geld

die Hilflosen kaufen,

für ein Paar Sandalen die Armen.

Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld...

Gott aber spricht

Keine

eurer Taten werde ich jemals vergessen…

ich verwandle eure Feste in Trauer 
und all eure Lieder in Totenklagen"
 
Martin Jäggle. Professor am Institut für Praktische Theologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien schreibt dazu :
"Die Rede des Amos ist hart und erschreckend aktuell. Er redet zu denen, die Arme zertreten und Bedürftige beseitigen. Dass der Preis für die Arbeit zum Kleingeld wird, ist eine bedrückende Erfahrung, Niedriglöhne und prekäre Beschäftigungen nehmen beängstigend zu. Es sind heute Löhne, von denen niemand leben kann. Und nun wollen sie ihren Profit auch noch zu den heiligen Zeiten der Festtage machen. Aber die arbeitsfreien Zeiten setzen das Gesetz des Stärkeren außer Kraft, der biblische Schabbat und Feiertag begrenzt das Diktat des Profits.

Wenn die Oberschicht damals die Armen zu bloßen Objekten ihres Erwerbs-, Macht- und Genusstriebes herabwürdigt, dann zerstört dies nicht nur eine Gesellschaft, sondern es wird auch „Gottesrecht“ gebrochen. Daran erinnert der Prophet Amos und verwirft eine auf den Kult beschränkte Verehrung Gottes. Der biblische Gott ist „ein Gott für die Menschen“, der für sein Volk Israel kämpft und für seinen Traum von einer gerechten und menschenfreundlichen Gesellschaft. Diese Gesellschaft ist erkennbar an den Lebensumständen der Kleinen und Armen. Er bekämpft das Böse als gott- und menschenwidrig. Er will seinen Traum, den „Gottestraum“ von einer Gesellschaft, in der er sich selbst in seiner Güte und Treue widerspiegelt, retten. Die Gaben der Erde und den Ertrag ihrer Arbeit sollen alle in Frieden gemeinsam genießen können."