"Um klar zu sehen, genügt oft
ein Wechsel der Blickrichtung".
Antoine de Saint-Exupery
„Was wir im Auge haben, das prägt
uns. Dahinein werden wir verwandelt und wir kommen, wohin wir schauen.“ Heinrich Spaemann
"Um klar zu sehen, genügt oft
ein Wechsel der Blickrichtung".
Antoine de Saint-Exupery
„Was wir im Auge haben, das prägt
uns. Dahinein werden wir verwandelt und wir kommen, wohin wir schauen.“ Heinrich Spaemann
8.4.2025 Num 21.4 unterwegs verlor das Volk den Mut Di 5.FW
„Unterwegs verlor das Volk den Mut“ hören
wir heute in der 1.Lesung. Die Israeliten, von Moses aus ihrem Sklavenleben in
Ägypten herausgeführt, wandern jahrelang auf ihrer Suche nach dem versprochenen
„Gelobten Land“. Sie sehen das ersehnte
Ziel nicht mehr, immer wieder tauchen neue Mühseligkeiten, neue Probleme auf.
Die Menschen sind erschöpft, lieber möchten sie zurück in ihr altes Leben. "Zurück zu den Fleischtöpfen Ägyptens". Kennen wir das nicht auch aus eigener Erfahrung! Man hat einen neuen Plan für
die Zukunft, ein Projekt, eine konkrete Vorstellung – man geht alles
optimistisch und zügig an – und dann: Stillstand. Nichts geht weiter.
Vielleicht glaubt man auch, sich verrannt zu haben. Ja und manchmal ist es auch
wirklich so: viel Energie ist in etwas investiert worden, was dann letztlich
wirklich nicht zu realisieren ist. Wie aber geht es erst Menschen, die von
Krieg und Gewalt betroffen sind! Bitten
wir heute
Für alle, die in einer verzweifelten Situation feststecken und die nicht wissen, wie es weitergehen kann
Für alle, die glauben, keine Perspektive mehr in ihrem Leben zu sehen
Für alle, die sich allein gelassen fühlen und denen Schwierigkeiten über den Kopf wachsen
Für alle, denen die Kraft für den nächsten Tag fehlt
Bitten wir für uns selbst um einen langen Atem und Geduld – wenn wir oft den Erfolg unserer Anstrengungen nicht sehen
Bitten wir um Gelassenheit, dass wir auch Misserfolge wegstecken können
Bitten wir um Mut und Vertrauen und um Weitherzigkeit
und bitten wir um die Fähigkeit, immer wieder das Wesentliche zu sehen, das, wofür es sich lohnt, Schwierigkeiten und Durststrecken auszuhalten
Du guter Gott, sei an der Seite aller Menschen, die heute nicht wissen, wohin ihr Weg sie führen wird. Gib auch uns die Freude und die Kraft und den Mut, anzunehmen, was dieser Tag an Herausforderungen mit sich bringt. So bitten wir im Namen Jesu. Amen
"Jeder Augenblick im Leben
ist ein neuer Aufbruch,
ein Ende und ein Anfang,
ein Zusammenlaufen der Fäden
und ein Auseinandergehen"
Yehudi
Menuhin
7.4.2025 Daniel 13.1 Susanna im Bade Joh.8.1
Ehebrecherin
Geschichten sind das heute wie in der U Bahn Zeitung. Schnell gäbe es dort auch die passenden Fotos dazu. In der 1.Lesung aus der jüdischen Bibel hören wir die berühmte Geschichte der Susanna im Garten. Eine junge Frau, sie badet nackt in ihrem Garten, wird von zwei geilen Männern überfallen, die sie zum Sex zwingen wollen. Die junge Frau wehrt sich, aber die Männer wollen sie nun öffentlich fertigmachen, so dass sie zu Tod gesteinigt wird. – Denken wir nur an unsere sozialen Netzwerke, wie schnell hier das mobbing funktioniert. „Nackte Schlampe...“ Verzweifelt ruft Susanna zu Gott – und er hilft tatsächlich Wörtlich heißt es in der Geschichte „da erweckte Gott den heiligen Geist in einem jungen Mann namens Daniel“ Und diesem Daniel gelingt es, die Schuldlosigkeit Susannes zu beweisen, nun werden die, die sie angeklagt haben, hingerichtet.
Im Evangelium wiederum schleppen die Frommen eine Frau zu Jesus, die man beim Ehebruch ertappt hat. Typisch auch heute noch: in erster Linie wird die Frau schuldig gesprochen, wo ist der dazu gehörende „Ehebrecher“? Die Frau soll gesteinigt werden, die Frommen reiben sich die Hände: „no, wie wird sich der gute Rabbi Jesus aus der Affaire ziehen?“Was Jesus sagt, ist großartig – kein Psychologe und Mediator könnte besser reagieren
Den Sachverhalt selbst spricht er gar nicht
an: Jesus richtet sich an die Ankläger: „Wer von euch ohne Sünde ist, der soll
den ersten Stein werfen“ – und mit der Steinigung beginnen. Immerhin spricht es
für die Pharisäer und Schriftgelehrten, dass sie sich, einer nach dem Anderen,
kleinlaut aus dem Staub machen. Schmähstad, wie wir in Wien sagen.
Was aber heißt das für uns. Natürlich wirft
auch keiner von uns „den ersten Stein“. Aber den „Zeigefinger“, den benützen
wir vielleicht manchmal doch. Hinzeigen – was in unseren Augen falsch ist … so
bitten wir heute
Für alle, denen tiefes Unrecht geschieht, für alle, oft junge Menschen, die heute Opfer von mobbing sind – dass ihnen tatkräftig und entschieden geholfen wird
Für die Frauen in unserer Gesellschaft, die so bestürzend oft Männern zum Opfer fallen, die sie als ihr Eigentum betrachten – für alle Frauen, die in der eigenen Partnerschaft in großer Gefahr sind
Bitten wir, dass Gott auch in uns seinen heiligen Geist erweckt, damit wir immer wieder für andere eintreten - dass wir immer wieder den Mut haben, gegen Unrecht und Verleumdungen aufzustehen
Dass wir uns selbst an keinem Getratsche beteiligen - Dass wir niemand öffentlich bloßstellen
dass wir nicht gar so selbstsicher in unseren Urteilen sind - dass wir nicht immer besser wissen, was für andere gut oder schlecht ist
dass wir uns auch bewusst sind, wie oft auch noch in uns selbst Vorurteile und Vorverurteilungen stecken, gegen die wir ankämpfen müssen
bitten wir, dass wir gerade als Christen offen gegen jede Form von Diskriminierung in unserer Gesellschaft auftreten , dass wir protestieren und unsere Meinung sagen, wenn Angst vor Menschen und ganzen Menschengruppen geschürt wird
so bitten wir, dass
Menschenwürde und Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft bewahrt bleiben. Amen
"Lachen und Weinen und die
unmögliche Wahl haben
und nichts ganz recht tun und nichts ganz verkehrt
und vielleicht alles verlieren.
Doch, mit Ja und Nein und Für-immer-vorbei,
nicht müde werden,
sondern dem Wunder
leise wie einem Vogel
die Hand hinhalten".
Hilde Domin
6.4.2025 5. Fastensonntag Joh. 11.1. 5. Die “Auferstehung” des Lazarus
Wie viele Menschen erwarten nichts mehr von ihrem Leben, Krankheit, Schmerzen Unsicherheit können einen lähmen. Enttäuschung und Bitterkeit kann vieles zum Absterben bringen,
darum bitten wir Jesus führe uns zum Leben
arm sein oder hilflos im Alter, das schneidet vom Leben ab. Keine Liebe erfahren, ausgegrenzt, nicht beachtet werden, das kann wie sozialer Tod sein
darum bitten wir Jesus führe uns zum Leben
Unzufriedenheit, Kritiksucht, - Hektik und Freudlosigkeit. Andere entmutigen und kleinmachen, all das kann Leben in uns und um uns zum Erliegen bringen
darum bitten wir Jesus führe uns zum Leben
die schnellen Urteile und Vorurteile, die eingefahrenen Gewohnheiten, die alten Rituale,, all das, womit wir auch andere einengen - es kann fast tödlich sein
darum bitten wir Jesus führe uns zum Leben
Wir wollen nicht Stehaufmanderln sein, die sich nach jedem Umfaller abputzen und tun, als wäre nichts passiert. Aber im Vertrauen auf deine Stimme die sagt „Komm heraus“, gib uns die Kraft immer wieder neu anzufangen und uns jeden Tag wieder das Leben zuzutrauen
darum bitten wir Jesus führe uns zum Leben
Immer wieder geht etwas zu Ende, immer wieder müssen wir loslassen. Immer wieder werden wir fragen „warum“, warum ist das und jenes passiert. Manchmal "verhüllt" sich das Leben. Du guter Gott, lass uns all die Zeichen der Auferstehung sehen, die Du uns schon heute und JETZT schenkst und lass uns selbst im Namen Jesu Auferstehung und Leben für die Menschen mit und um uns sein. Amen
Kapelle in KZ Gedächtnisstätte Dachau
5.4.2025 Joh.7.40 Jer.11.18 das Lamm, das man zum Schlachten führt
In den Texten heute spitzt sich die Situation um Jesus zu. Bei Jeremias hören wir die prophetischen Worte: „ich war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird.“ Im Evangelium ist der Tod Jesu für die Schriftgelehrten eine beschlossene Sache, auch wenn man sich in diesem Moment noch nicht getraut, ihn festzunehmen. –
Wie viele Menschen leben gerade auch heute in einer Situation, die sie als bedrohlich und aussichtslos empfinden. Bitten wir heute besonders für sie
Für all die Menschen, die unmittelbar unter Krieg und Gewalt leiden - Für alle, die hilflos den Folgen des schweren Erdbebens in Asien ausgesetzt sind
Für alle, die hilflose Opfer und Spielball politischer Kräfte sind - für alle, die auch hier bei uns die Erfahrung von Armut und Ausgegrenzt-sein machen
für alle, die sich vom Leben überfordert und benachteiligt fühlen - für alle Menschen in schwerer Krankheit und ihrer Angst vor dem Tod
bitten wir für alle, die weitreichende Entscheidungen treffen müssen - für alle, die sich immer wieder als hilflose Helfer empfinden
für alle, die Schuld nicht vergeben können und keinen Frieden finden - für alle, die sich ihre eigene Schuld nicht vergeben können und keine Ruhe finden
Bitten wir für alle, die sich vielleicht gerade heute vor einer wichtigen Entscheidung fürchten - Für alle, denen vielleicht gerade WIR Hilfe und Trost sein können
Du Gott mit uns – wir bitten dich erhöre uns
Ich lebe mein Leben in
wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge
ziehn.
Ich werde den letzten
vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich
ihn.
Ich kreise um Gott, um
den uralten Turm,
und ich kreise
jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht:
bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Rainer
Maria Rilke
4.4.2025
Joh.7.1 das kann nicht der Messias sein
Im Johannes Evangelium dieser Tage spitzt sich die Situation rund um Jesus immer mehr zu. Immer intensiver berichtet Johannes von den Feindseligkeiten gegen Jesus, immer mehr ahnt man, das kann nur tragisch enden. Heute erleben wir eine Szene, in die wir uns sicher gut hineindenken können. Jesus ist in Jerusalem, er wird von Menschen erkannt, die von seinen Wundern und Predigten gehört haben, aber für sie ist undenkbar, dass er der verheißene Messias sein könnte. Auch wenn sie fasziniert von Jesus sind, sagen sie sich : „Von dem wissen wir doch, woher er kommt, so jemand kann nicht der Messias sein“. Man kann die Skepsis nachvollziehen. Bei uns – mehr als 2000 Jahre später - ist es vielleicht gerade umgekehrt: Wir haben so festgefügte Jesus = Sohn Gottes - Bilder, dass wir ihn, den Menschen, der wirklich gelebt hat - gar nicht mehr erkennen können. Bitten wir heute:
Dass wir uns immer wieder in den MENSCHEN Jesus hineindenken, ihm so zuhören, dass wir Jesus nicht nur verklärt sehen,
dass wir das Ungewöhnliche, das Herausfordernde, das so ganz Andere am Menschen Jesus wahrnehmen
dass wir auch „Anstoß“ an ihm nehmen, dass wir Widersprüche, die wir empfinden, nicht nur fromm „weg beten“
dass wir immer wieder auch an das durch und durch menschliche Leben von Jesus und seiner Familie denken
dass wir uns aus diesem Leben – gerade von Maria - Geduld abschauen, Toleranz, einen langen Atem für alles, was wir nicht gleich verstehen
dass wir mit dem Blick auf Jesus Geduld und Respekt vor allen Menschen haben, die aus dem Rahmen fallen, die nicht angepasst sind, die ihren eigenen Weg gehen und oft anecken
bitten wir, dass wir Jesus gerade auch heute wieder im allernächsten Menschen entdecken,vielleicht gerade in dem, dem wir lieber aus dem Weg gehen wollen
Bitten wir für alle, die in diesen Tagen einen schweren Weg gehen, dass sie Hilfe finden, vielleicht auch durch uns. Amen
KEINE ANGST VOR FEHLERN
"Aus seinen Fehlern kann man mehr lernen als
aus seinen Erfolgen" Primo Levi
3.4.2025 Ex.32.7 ein
langer mühsamer Weg
Kennen wir das nicht auch aus unserem
eigenen Leben. Dass man an einen Punkt kommt, wo man erschöpft ist, wo man
jeden Glauben verliert, wo man nur noch zynisch und frustriert ist. Gerade erst
haben wir die mühsamen Jahre der Pandemie verdaut, da müssen wir uns schon wieder mit massiven anderen
Krisen auseinandersetzen. Es ist wirklich eine Zeitenwende, in der wir stecken.
Das „Murren des Volkes Israel“ können wir wohl nur zu gut nachvollziehen.
Bitten wir heute
um Geduld und Ausdauer - für alle Menschen, die in diesen Tagen mit Schwierigkeiten und Problemen kämpfen, vor allem aber für die Menschen in den Kriegs- und Krisen- und Katastrophengebieten
bitten wir um Geduld und Ausdauer - dass wir auch die vielen offenen Fragen in unserem eigenen Land lösen, dass es Vertrauen in die Regierenden und Verantwortlichen gibt
bitten wir um Geduld und Ausdauer für unsere alten Mitmenschen, für alle, die auf Pflege und Hilfe angewiesen sind, für die Kranken und für alle, die sich allein gelassen fühlen
Bitten wir um Geduld und Ausdauer - auch in den vielen mühsamen Diskussionen in kirchlichen Gremien beim Ringen um Erneuerungen und neue Wege
Bitten wir um Geduld und Ausdauer - für uns selbst, überall dort wo sich Wünsche zerschlagen haben, wo sich Pläne und Projekte nicht oder noch nicht verwirklichen lassen
Bitten wir um Geduld und Ausdauer - dass wir auch in diesen letzten Tagen der Fastenzeit nicht die Geduld verlieren, dass wir an Veränderung glauben, auch wenn sie manchmal so unerreichbar scheint
Ja, auch vielen von uns scheint diese Zeit wie ein langer Weg durch die Wüste. Wir bitten um Kraft, Hoffnung und Zuversicht. Und dass wir dabei das Gemeinsame über das Trennende stellen. Amen
den SCHATTEN in mir entdecken
und jeden Tag wieder:
"Springen sie, so oft sie können, -
über ihren Schatten“
Erwin Ringel
2.4.2025 Jes.49.14 Vergisst denn eine Frau ihr Kindlein, eine
Mutter den Sohn…und selbst wenn, ich vergesse dich nicht Joh.5.17 ..darum waren sie aus, ihn zu töten
Die Lesungen für den Gottesdienst heute sind wie ein Drama komponiert. In der jüdischen Bibel hören wir eine der wunderschönsten Stellen an Zuversicht und Vertrauen: durch den Propheten Jesaia sagt uns Gott: „ich werde dich erhören, ich werde dir helfen .. denn selbst wenn eine Frau ihr Kindlein, eine Mutter ihren Sohn vergessen würden (was fast undenkbar ist), ICH DEIN GOTT vergesse dich nicht“. Das ist die 1.Lesung – wie tröstlich.
Im Evangelium aber spürt man, wie sich die Schlinge um Jesus zuzieht, wie sich das Drama seines Todes vorbereitet. Zu sehr haben sich viele einflussreiche Fromme schon von ihm provoziert gefühlt: Jesus hat durch seine Heilungen den Sabbat geschändet und, was noch schlimmer ist – sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet - Das ist sein Todesurteil. Aber WO nun fragen wir, ist die Hilfe und Errettung für Jesus? Wird er selbst nicht im Innersten auf die Worte Jesaias gesetzt haben: „Ich dein Gott verlasse dich nicht“..... Auch in unserem Leben liegt es doch so oft dicht beisammen: Hoffnung, Vertrauen und doch auch immer die Verzweiflung „hat Gott mich vergessen?“ Denn nicht alles "geht gut aus" – bitten wir heute
für alle Menschen die sich in einer verzweifelten Lage befinden, für die Leidtragenden von Kriegen und Konflikten und Katastrophen
bitten wir für uns selbst, dass wir es aushalten, in diesem Spannungszustand zu leben: zutiefst hoffen und doch immer wieder Enttäuschungen zu erleben
dass wir das Entsetzen in der Welt rund um uns wahrnehmen – und doch weiter voll Vertrauen beten und bitten
dass wir uns in Gott geborgen fühlen – und doch auch die Leere und seine Abwesenheit aushalten
dass wir Lebensänderungen annehmen können, vor allem solche, die uns momentan aus der Bahn werfen
dass wir mit Jesus beten können „Dein Wille geschieht“ - dass wir zu-lassen können, all das zu-lassen, was Gott gerade auch heute wieder von uns will
Ja, um diese Kraft und um dieses Vertrauen bitten wir guter Gott, Amen
Bitten wir immer wieder auch mit den Worten von Charles de Foucauld:
„Mein Vater, ich überlasse mich dir,
mach mit mir, was dir gefällt.
Was du auch mit mir tun magst, ich danke dir. Zu allem bin ich bereit, alles
nehme ich an. Wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen
Geschöpfen,
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.“ Amen